Tamil – Eine noch wenig erforschte Sprache – Meine Muttersprache – Rathes Sachchithananthan

Heute ist der „Internationale Tag der Muttersprache“. Ein von der UNESCO ausgerufener Gedenktag. Ein Gedenktag zur „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“. Und an diesem Tag möchte ich versuchen euch in einem kleinen, spontan verfassten Beitrag meine Träume und Wünsche bzgl. Tamil zu erläutern.

Tamil ist eine alte Sprache. Eine sehr alte Sprache. So alt, dass Tamil eine mehr als 2000 Jahre alte Literaturgeschichte besitzt. Man stelle sich dann mal vor wie viele Jahre vorher die Sprache das erste Mal aufgetaucht ist. Alt-Tamil, so heißt es bei den Historikern, kam das erste Mal ca. 300 v. Chr. vor. Dabei bezieht man sich aber immer auf die ersten Funde von Schriften. Das Problem ist nämlich, dass man immer noch nicht klar sagen kann, was vorher mit Tamilen war. Bzw. was mit den Draviden war, so bezeichnet man die Volksgruppe, wo auch die Tamilen zugehören. Man weiß bis heute nicht, ob wir ein autochthones Volk sind oder nicht. Man weiß also bis heute nicht, ob wir schon immer in Indien/Sri Lanka waren oder ob wir vor 300 v. Chr. irgendwo anders hergezogen sind. Während man das bei den Indoariern schon extrem weit erforscht hat, sind die Spuren bei uns Draviden noch nicht so weit erforscht. Wenn unser Volk irgendwann mal in Ruhe leben kann, ohne Probleme, dann könnte man sich endlich mal damit befassen. Ich würde mich gerne damit befassen. Stellt euch einfach mal Expeditionen wie bei Indiana Jones vor, wo ihr eure eigene Sprache erforscht. Kann doch nur extrem spannend sein, oder nicht?

Tamil soll nicht aussterben

Ich spreche auf jeden Fall diese alte Sprache. Ich spreche Tamil. Sogar recht gut. Es ist halt meine Muttersprache, welche ich als erstes und bis zu meinem dritten Lebensjahr als einzige Sprache gelernt habe. Erst danach habe ich andere Sprachen wie Deutsch, Englisch, Spanisch usw. gelernt. Daraus resultiert auch, dass ich wirklich alles auf Tamil denke und immer wenn ich spreche das Gedachte in die Sprachen übersetze. Naja, Tamil kann ich gut. Aber leider Gottes gibt es viele, die ihre eigene Muttersprache nicht beherrschen. Auch wenn man bei den im Exil lebenden Tamilen als Ausrede sagen kann, dass man doch in einem fremden Land mit fremder Kultur aufwächst, sollte man doch seine eigene Sprache können, die Sprache der eigenen Wurzeln. Viel schlimmer ist aber die Tatsache, dass selbst in Tamil Nadu (Indien) oder auch bei uns in Tamil Eelam viele nicht mehr so gut Tamil beherrschen. Klar können alle dort Tamil sprechen, aber viele nur noch Alltagssprache. Sobald es komplexer wird, dann wird ein Gespräch auf Englisch (weiter-)geführt. Das Problem, dass weniger Leute Tamil sprechen, liegt nicht am Standort, sondern in der Gesellschaft. Viele sind der Meinung, dass man mit Tamil in der Welt nicht weit kommt und man stattdessen Englisch benutzen muss. Stimmt auch, aber das gilt nur international. In Tamil Nadu in einem lokalem Unternehmen sollte Tamil als Standardsprache angesehen werden und nicht Englisch. Ich hab sogar Professoren in Tamil Nadu kennengelernt, deren Tamil schlechter war als das meines kleinen Bruders. So was ist nicht gut. Wenn das so weitergeht, dann stirbt Tamil aus. Soll es aber nicht.

Tamil lernen ist nicht schwer

Auf den ersten Blick sieht Tamil aus wie eine schwierige Sprache. Klar, wir haben 247 Buchstaben, 8 Fälle, 3 fast gleich klingende „l“-Laute und so weiter. Das sieht im Vergleich zu Deutsch schon schwierig aus. Aber das ist es wirklich nicht. Denn im Vergleich zu vielen anderen alten Sprachen wie Chinesisch, hat Tamil viel System in der Schrift und der Grammatik. Beispielsweise sind 216 der 247 Buchstaben einfach nur Kombinationen von den 30 restlichen Buchstaben, welche man wiederum in 12 Vokale und 18 Konsonanten aufteilen kann. Und selbst die Vokale lassen sich in aufteilen. Es gibt அ (kurzes ‚a‘) und ஆ (langes ‚a‘). So hat auch die Grammatik einige Kniffe und Tricks, dass man die Sprache verdammt schnell lernen kann. Das geht wirklich. In dem halben Semester, wo ich Tamilistik an der Uni in Köln ’studiert‘ habe (ich hab im Prinzip nur zugesehen wie die anderen lernen), haben meine Kommilitonen und Kommilitoninnen die Grammatik und die Schrift drauf gehabt. Und das, obwohl die anfangs die Sprache nicht mal kannten.

In dem Bereich möchte ich auch nachhelfen. Ich habe mir ein Konzept überlegt wie ich Tamil einfach an alle Menschen vermitteln kann. Für mich als Webentwickler geht das natürlich über das Web. Aber wie ich das angehen will, ist schon interessant. Wartet’s ab.
Tamil macht den Tamilen

Ich möchte diesen Beitrag mit der Aussage beenden, dass jeder Tamile Tamil lernen sollte. Wie jeder Franzose französisch drauf haben sollte, jeder Deutsche die deutsche Sprache und jeder Brite die Englische. Jeder seine Muttersprache, die Sprache seiner Wurzel. Gerade bei Tamilen finde ich das sehr wichtig, da wir überall auf der Welt eine Minderheit sind und selbst unser eigenes Land nicht uns gehört. Die Sprache ist unser größtes Mittel der Identifikation.

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